Heute geht es los, unsere bisher längste Seestrecke liegt vor uns. Ca. 600 geplante Seemeilen von Dublin / Malahide nach A Coruña. Einmal durch die irische See und über die Bucht der Biskaya. An Bord befinden sich dieses mal nicht nur wir, Anke und Dominik, sondern auch unsere beiden Mitsegler Simon und Benjamin. Wir hatten aufgrund der angedachten Reisedauer von 5-6 Tagen nonstop die Idee Crew an Bord zu nehmen.
Das Wetterfenster für die Querung sollte passen, da unsere beiden Buddy-Boote, SY Inti und SY Born to live bereits heute morgen um 6 Uhr von Kinsale an der irischen Nordküste abgelegt haben, auch um wie wir nach Galizien / Spanien zu segeln.
Tag 1: 06.09.2024
Wir legen in Malahide um 11:10 Uhr Ortszeit ab, um den starken Strom der ab 13 Uhr aus der irischen See nach Süden setzt voll mitzunehmen. Es herrscht Nordwind mit einer Stärke von 14-18 Knoten. Wir können aber bereits feststellen das sich die Arbeiten an Moana wirklich sehr gelohnt haben. Wir brauchen deutlich weniger Gas um 5-6 Knoten Fahrt durchs Wasser zu machen. Im Fahrwasser, dass extrem eng ist, läuft der Strom noch mit bis zu 2 Knoten gegen uns. Wir motoren dicht unter Land, zwischen Kitesurfern und Badegästen in Richtung der irischen See.
Mit Rückenwind baumen wir die Genua an Steuerbord aus und dann geht es los. Wir segeln mit Riesen Schritten in Richtung Spanien, mit Geschwindigkeiten, die wir so nicht erwartet haben. 8 Knoten, 9 Knoten, 10 Knoten – Moana läuft mit Rückenwind und Schmetterling sehr stabil und flott. Wir passieren Dublin, segeln an Waterford vorbei und passieren dann bei Dunkelheit Wexford. Von nun an geht es raus auf den großen Ozean, die Lichter vom Land verschwinden am Horizont. Schiffsverkehr haben wir sehr wenig. Meist sind es die Fahrzeug-Fähren, die wir treffen, die ebenso in Richtung Galizien fahren. Jetzt sind wir aus der Zone mit den starken Gezeitenströmungen auch bereits ausgefahren – kein Strom mehr der uns hilft die Strecke schneller zu bewältigen.
Tag 2: 07.09.2024 Die Nacht verläuft ruhig, um 3 Uhr schläft der Wind ein, als wir bereits das Kap um Wexford und Rosslare Harbour passiert haben und ich starte die Maschine. Nun geht es wieder mit Motorkraft weiter. Die Wettervorhersage hat uns die Flaute bereits angekündigt. Diese soll bis 18 Uhr am heutigen Tag andauern. Also einige Motorstunden. Die Nacht ist extrem dunkel durch den wolkenverhangenen Himmel, eine Horizontlinie lässt sich kaum mehr ausmachen. Wir passieren knapp westlich das Verkehrstrennungsgebiet vor den Scilly Islands.
Am frühen Morgen treffen wir auf eine Delfinschule, die sich uns anschließt und den ganzen Tag, bzw. die langweiligen und monotonen Stunden unter Motor etwas erhellt. Genug Zeit um die Tiere genau zu beobachten, Fotos zu machen und sich mit dem wilden Gewusel, mal in der Bugwelle, mal neben dem Heck die Zeit zu vertreiben. Wir freuen uns immer sehr über den Besuch von Delfinen – aber so lange waren sie noch nie bei uns uns es ist eine besondere Begegnung für uns alle.
Es geht in die nächste Nacht. Schwarz wie Pech und das Wasser glatt. Leuchtplankton! Unser Schraubenwasser leuchtet fahl. Auch die Delfine sind noch da – und gegen 2 Uhr Nachts sind sie noch gut zu erkennen. Es sieht aus als ob sie auf einem Schweif aus Sternen durch das Wasser jagen.
Tag 3: 08.09.2024
Der Morgen startet stark bewölkt aber dafür mit Wind 🙂 Wir setzen wieder die Genua und können segeln! Unter Segeln sind wir deutlich schneller als mit dem Motor und am späten Nachmittag sind wir mitten auf der Biskaya. Die Wellen werden größer und höher. Wir passieren die Hauptroute der Berufsschiffahrt zwischen Kap Finisterre, dem Ende der Welt und dem englischen Kanal weiter gen Süden.
Das Leuchten des Wassers in der Nacht ist wieder magisch. Diesmal leuchten die Wellenspitzen dauerhaft. Wir kommen gut voran! Leider keine Delfine am heutigen Tag. Es scheint als ob die Delfine das tiefere Wasser meiden würden. Die Wassertiefe beträgt über 4000m.
Tag 4: 09.09.2024
Am Morgen des vierten Tages probieren wir das erste Mal unseren Starlink auf hoher See aus, um neue Wetterdaten zu bekommen und unsere Buddy-Boote zu verfolgen, deren AIS Signal gesendet wird. Über die Seite marinetraffic.com sehen wir, dass sowohl die Inti, als auch die Born to Live keine 40 Meilen voraus sind.
Wir versuchen maximale Geschwindigkeit zu laufen um aufzuholen. Wäre doch gelacht, wenn wir die beiden nicht noch einholen könnten 🙂
Unsere letzte Nacht beginnt, und wir fahren weiter mit Vollzeug. Der Wind nimmt langsam ab, die Welle nimmt dafür nochmals etwas zu. Wir schätzen die großen und langgezogenen Wellen des Atlantiks auf etwa 3m. Wir sind inzwischen alle redlich erschöpft von dieser Reise.
Tag 5: 10.09.2024 Im Morgengrauen sind wir bereits kurz vor dem spanischen Festland. Und dann passiert es. Sowohl die Born to Live, als auch die Inti kommen in die Reichweite unseres Funks und werden als kleine Dreiecke auf unseren Geräten angezeigt. 10 Meilen, bis wir auf einander treffen.
Dann lassen sich beide Buddy Boote am Horizont erkennen. Wow – wir haben beide eingeholt. Trotz ca. 100 Seemeilen mehr und unserer 6 Stunden späteren Abfahrt. Moana – das hast Du richtig gut gemacht!
Gemeinsam mit beiden Buddy-Booten entscheiden wir uns für den günstigeren Hafen in der Nähe von A Coruña, Sada. Und laufen nach dieser anstrengenden Fahrt dort am Mittag des fünften Tages gemeinsam ein.
Jetzt schlafen wir erstmal eine Runde.